Serie: Perry Rhodan
AutorInnen: Karl-Herbert Scheer, Clark Darlton, Perry Rhodan-Autoren
Perry Rhodan
Die größte Science-Fiction-Serie
Die größte? Wirklich? Well, fangen wir ganz von vorne an…
1969 hatten eine Handvoll Autoren, angeführt von Karl-Herbert Scheer und Clark Darlton eine Idee. Moderne Science Fiction wollten sie schreiben, eine Serie und nicht nur Bücher. Man einigte sich mit dem Moewig-Verlag auf ca. 50 Hefte, die wöchentlich erscheinen sollten. Hintergrund war neben dem Interesse für Technologien und Science Fiction vermutlich auch der von den USA und der Sowjetunion geführte Wettlauf ins All sowie der Kalte Krieg, dessen Einflüsse sich besonders in den Anfängen der Serie überdeutlich wiederfinden. Besonders die Einflüsse Scheers, der nicht zu Unrecht den Spitznamen “Kanonen-Herbert” hatte, sind in den ausführlichen technischen Beschreibungen und den detaillierten militärischen Aktionen sichtbar. Diese waren seinen Fans bereits aus diversen Einzelromanen und besonders der ZBV-Serie, die als Vorgänger der Perry Rhodan-Serie gilt, bestens bekannt.
Der Stil änderte sich irgendwann um 1975, als Scheer die Exposéredaktion an William Voltz übergab und die Geschichte weniger expanionistische und militärische Züge annahm. Doch auch in den späteren Jahren blieb die Serie größtenteils ihren Ursprüngen treu: Es ging meistens um eine ultimative Bedrohung, die die Menschheit vor nahezu unlösbare Probleme stellte - und die nicht selten mit überlegener Technik abgewandt werden konnten. Dass einige der Protagonisten dabei von sogenannten Superintelligenzen mit Technologie ausgestattet wurden, die unter anderem die biologische Alterung “abschalten” und die Charaktere nahezu unsterblich machen, passt perfekt in dieses Bild.
Die Serie wird von unterschiedlichen festen Autoren sowie Gastautoren permanent weiterentwickelt und erscheint bis heute im wöchentlichen Takt als Heftroman und zweiwöchentlich als “Perry Rhodan NEO” ebenfalls als Heftroman. Zudem erscheint im Schnitt alle vier Monate ein neuer Silberband, der mehrere Heftromane überarbeitet und thematisch zusammenfasst. Alleine die Erstauflage der Heftserie hat laut Perry Rhodan-Reaktion eine Auflage von 3.2 Millionen Heften pro Jahr, die E-Books gehen ca. eine Million mal über die virtuelle Ladentheke.
Veröffentlichungen und Umfang
Die Serie selbst wurde inzwischen in zahlreiche anderen Sprachen übersetzt, hat jedoch nach wie vor die größte und treueste Leserschaft in Deutschland. International findet sie nur selten Erwähnung, doch rein an den Zahlen gemessen ist sie ein Riese:
- Die wöchentlich erscheinende Erstauflage umfasst derzeit (Stand Januar 2025) ca. 3350 Heftromane, es gab insgesamt fünf Auflagen. Mit Band 3300 startete der 45. Zyklus, wobei ein Zyklus zwischen 50 und 100 Hefte umfasst und eine in sich geschlossene Handlung darstellt.
- Die ersten 18 Zyklen wurden zudem in 158 sogenannten “Silberbänden” zusammengefasst, die einige mit Sicherheit schon in der Buchhandlung gesehen haben werden. Der 19. Zyklus startet mit Silberband 159. Zusätzlich wurden die Silberbände im blauen Design und ohne das Hologramm-Titelbild als “Lizenzausgabe” beim Bertelsmann Buchclub vertrieben.
- Perry Rhodan Neo (zweiwöchentlich, 339 Hefte)
Abseits der Hauptserie gibt es diverse weitere Veröffentlichungen und Auskopplungen:
Hefte
- Perry Rhodan Action (36 Hefte)
- STELLARIS (als Teil der Perry Rhodan-Hefte und als separate E-Books, 100 Kurzgeschichten)
- Trivid (6 E-Books)
Bücher
- Miniserien:
- Stardust (12 Bücher)
- Arkon (12 Bücher)
- Jupiter (12 Bücher)
- Terminus (12 Bücher)
- Olymp (12 Bücher)
- Mission SOL (12 Bücher)
- Mission SOL 2 (12 Bücher)
- Wega (12 Bücher)
- Atlantis (12 Bücher)
- Atlantis 2 (12 Bücher)
- Androiden (12 Bücher)
- Perry Rhodan: Gold Edition (23 Bücher)
- Kosmos-Chroniken (2 Bücher)
- Autorenbiographien (2 Bücher)
- Space Thriller (4 Bücher)
- Perry Rhodan – Das größte Abenteuer
- Dunkelwelten (3 Bücher)
Taschenbücher
- 415 sogenannte in sich geschlossene Planetenromane sowie eine laufende Neuauflage
- Heyne-Taschenbücher mit den abgeschlossenen Zyklen:
- Andromeda (6 Bücher)
- Odyssee (6 Bücher)
- Lemuria (6 Bücher)
- PAN-THAU-RA (3 Bücher)
- Der Posbi-Krieg (6 Bücher)
- Ara-Toxin (6 Bücher)
- Das rote Imperium (3 Bücher)
- Die Tefroder (3 Bücher)
- Autorenbibliothek (66 Bücher)
Comics
- Perry Rhodan im Bild (51 Hefte)
- Perry – unser Mann im All (141 Hefte)
- Kampf um die SOL (6 Hefte)
- Der kleine Perry (laufend)
Hörbücher
- Silber-Edition (fortlaufend)
- Perry Rhodan-Heftromane (fortlaufend ab Heft 2400 sowie einige Einzelhefte)
- Perry Rhodan Neo (fortlaufend)
- diverse weitere Romane und Serien
- diverse Hörspiele
Filme
- Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall
- Atlan – Der Einsame der Zeit (Fanprojekt)
- Die Welt der Gespenster (Dokumentation)
- Perry Rhodan – Unser Mann im All (Dokumentation)
Computerspiele
- Caves of Olympus (Apple II)
- Perry Rhodan – Operation Eastside (PC)
- Perry Rhodan: Thoregon – Brücke in die Unendlichkeit (PC)
- Perry Rhodan: Thoregon – Die verbotene Stadt (PC)
- Perry Rhodan: The Adventure (PC)
Die Serie Atlan
- Heftromane (850 Hefte)
- Blaubände (45 Bücher)
- Miniserien (84 Hefte)
- Taschenbuchzyklen (28 Bücher)
- ATLAN – Das absolute Abenteuer (10 Hefte)
- Atlan-Zeitabenteuer (54 Bücher)
- Planetenromane mit Atlan in der Hauptrolle (9 Bücher)
Die Serie wird seit 1969 ohne Unterbrechung von diversen Autoren fortgeschrieben. Damit darf sie ohne zu flunkern und schlechtes Gewissen als die größte Science-Fiction-Serie der Welt genannt werden.
Warum gibt es so wenige Filme und Spiele?
Die Serie bietet eine Vielzahl an Themen und Ansatzpunkten, die sich hervorragend auf Leinwände oder Bildschirme bringen lassen würden. Gerade in der heutigen Zeit stellt es kein Problem mehr dar, kilometergroße Raumschiffe, großangelegte Raumschlachten, fremdartige Wesen oder übernatürliche Phänomene darzustellen.
Doch warum existieren für Perry Rhodan nur so wenige Formate abseits des geschriebenen oder gesprochenen Wortes? Nun, zu Anfang erwähnte ich, dass Perry Rhodan vor allem ein Deutsches Phänomen ist. Schaut man sich diverse ausländische Artikel mit Aufzählungen von bekannten Science-Fiction-Universen an, fehlt dieses in der Regel komplett. Auch wenn es einige der Heftromane und andere Veröffentlichungen teilweise in anderen Sprachen gibt, erscheint die Serie außerhalb Deutschlands primär in Brasilien, China, Frankreich, Italien, Japan, Russland, Tschechien und in den Niederlanden (zumindest sagt das die Wikipedia). Das erklärt auch, wieso es abseits des unterirdisch schlechten Italo-Verschnitts “SOS aus dem Weltall”, der die ersten drei Heftbände mehr schlecht als recht verwurstete, keine Umsetzung der Serie für Kino oder TV gab. Zudem scheint die Redaktion aufgrund dieser schlechten Erfahrung auch nicht sonderlich geneigt zu sein, ein weiteres Experiment zu wagen. Da auch der Spielemarkt mit primär deutschen Spielern eher überschaubar ist, gibt es hier abseits der genannten Games kaum Bewegung. Hier ist die Redaktion zumindest nicht abgeneigt, sich mit neuen Ideen auseinanderzuseten, wie man mir auf Anfrage bestätigte. Man darf also hoffen, dass sich doch einmal jemand der komplexen Lore annimmt.
Fan-Projekte
Rund um das sogenannte “Perryversum” haben sich verschiedenste Fan-Projekte angesiedelt, die teils tief in die Welt des Perry Rhodans eintauchen und abseits der offiziellen Quellen verschiedene Aspekte der Serie beleuchten.
Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle die Perrypedia, die für alle drei Hauptveröffentlichungen (Perry Rhodan, Perry Rhodan Neo, Atlan) eine unabhängige Wissensdatenbank darstellt. Die umfangreiche Wiki ist für Fans ein absolutes Muss und ein gefährliches rabbit hole - ich weiß nicht, wie viele Tage ich bereits in diesen Seiten versunken bin.
Ein weiteres Beispiel für die Tiefe und Leidenschaft, mit denen sich die Fans in das Perryversum einarbeiten, stellt das leider 2011 aufgegebene (und nicht einmal via HTTPS erreichbare) Korvettenprojekt des auch für Perry Rhodan zeichnenden Holger Logemann dar. Hier haben sich einige technisch Interessierte zur Aufgabe gemacht, analog zu den beliebten Risszeichnungen in den Heften und Romanen der Serie eine Terranische Korvette detailgetreu als CAD-Modell zu erstellen. Klingt simpel? Klar, wenn man einfach nur ein oberflächlich stimmiges Modell haben möchte, ist das in 3D vermutlich innerhalb weniger Stunden getan. Aber schaut euch einfach mal an, mit welcher Detailverliebtheit (einfach mal durchscrollen) hier gearbeitet wurde. Ein großartiges Projekt!
Als Grundlage für die technischen Einzelheiten sowohl innerhalb der Serie als auch für diverse Fan-Projekte diente oft das Perry Rhodan Technik Forum (PRTF), das heute als Archiv vom Belgischen Risszeichner und PRTF-Mitglied Michel Van bereitgestellt wird. Das PRTF selber war (und ist es vielleicht immer noch) eine Mailingliste, in der sich Fans der Serie in einer unglaublichen technischen Tiefe über fiktive Technologien austauschen. Die Seiten werden übrigens über die Perry Rhodan Online Community (PROC), ein weiteres Fan-Projekt, bereitgestellt, auf der noch diverse andere Projekte und Informationen verlinkt sind.
Und apropos Risszeichnungen: Das Risszeichnungs-Journal, das trotz der Optik, die seit dem Jahr 2000 in der Zeit eingefroren scheint, bis heute die Risszeichnungen der Heftromane und Silberbände erfasst, ist ebenso ein Fan-Projekt. Wer sich also in die technischen Details der bekannten Raumschiffe vertiefen möchte, ist hier absolut richtig. Zusammen mit den Artikeln der Perrypedia wird jedenfalls ein Schuh draus!